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 komponistin, chorleiterin, dozentin

[PDF] Chorzeit. Das Vokalmagazin., März 2023: "Für Frauen komponieren"
[extern] Augusto, Juni 2022: "Augusto fragt nach... beim Frauenchor femmes vocales"

[PDF] Musik & Kirche, Mai 2022: "Schönheit und Lebensweisheit. Sylke Zimpel"

[PDF] Chorzeit. Das Vokalmagazin., Mai 2020: "Repertoireschätze: Lass rauschen Lied, lass rauschen"
Interview San Francisco Choral Artists, 2018

[extern] Interview Schweizer Fernehen RTR: "Chor tudestg “Femmes Vocales” da Dresden chanta rumantsch"
Chorzeit - das Vokalmagazin, April 2014: "Die Seele ist niemals falsch"
[extern] Deutschlandradio Kultur, Radiofeulleton - Profil 09|11: Chor der Woche: "SINGEN; WAS DIE CHEFIN SCHREIBT"
MUSIK IN SACHSEN 4|09: "RICHTIG SINGEN HEISST, LEIB UND SEELE ENTKRAMPFEN"
DIE RHEINFALZ, Juli 2009: "Mit Elan und Engagement"
NEUE CHORZEIT, September 2007: "Chorpraxis: Sylke Zimpel im Gespräch" + "Noten: Zum Klingen bereit"
Echo zum Seminar "Das soll Musik sein?"  jetzt: "Dissonanz oder reizvolle interessante Verwebung"
Echo zum Seminar "Nonverbale Körpersprache beim Chordirigieren"
Echo zum Seminar "Sing-she mir a Lidele in jidisch!"

Interview San Francisco Choral Artists, 2018
 
Das Interview führte Katie Bent, Sängerin der San Francisco Choral Artists im Auftrag des Chores.
 
 

1. Du bist nicht nur Komponistin, sondern auch Gründerin und Leiterin von zwei Chören in Dresden: der chorbühne Tritonus und femmes vocales. Wie wirkt sich das Chorleiter-Sein auf Dein Komponieren aus?
Als Chorleiterin führe ich nicht nur Musik auf, sondern ich erlebe in den Proben, wie die Sänger auf neue Stücke reagieren, was leicht ist für sie, was schwer, wo sie sich selbst mit einbringen können, wo ihre Augen leuchten. Und das hat natürlich eine Rückwirkung auf mein Komponieren.

2. Allgemein: Was erhoffst Du Dir, was das Publikum hört und fühlt, wenn es Deine Musik hört?
Das ist gar nicht so einfach zu sagen... Ich hoffe, dass der Klang und die Interpretation der Stücke die Seele der Hörer zum Schwingen bringt und dass sie dadurch die Lieder nicht nur rational, sondern auch emotional verstehen können.

3. Wie steht es mit den Sängern: Was erhoffst Du Dir, was die Sänger für Erfahrungen machen, wenn sie Deine Musik aufführen?
Für die Sänger erhoffe ich mir, dass sie im Zuge des Probenprozesses nicht nur den Text zu verstehen vermögen, sondern aus ihrer eigenen Lebenserfahrung etwas mit hineinnehmen in die Musik, um so aus einem tieferen Verstehen heraus dem Lied einen wahrhaftigen Klang geben zu können. Und natürlich hoffe ich, dass meine Lieder für sie eine Bereicherung darstellen.

4. Für die Choral Artists gab es zwei Werke von Dir als Composer-Not-In-Residence aufzuführen: im Dezember „Es träumet einer Frauen“, eine hoffnungsvolle und zugleich eindringliche Vorahnung der Kreuzigung und im März „der regn singt“, ein Zyklus von vier stimmungsvollen Miniaturen. In jedem Lied verwendest Du ungewöhnliche Harmonien, um die verschiedenen Facetten – Nuancen der Dichtung herauszuarbeiten. Wenn Du komponierst: beginnst Du üblicherweise mit dem Text oder mit einer rein-musikalischen Idee? Mit anderen Worten: Wie beeinflusst der Text Deinen Kompositionsprozess?
Lyrik hat in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt, und ich begegne guten Gedichten mit hoher Achtung. Manchmal, wenn mich ein Gedicht im Innersten berührt oder aufwühlt, beginne ich einfach, die ersten Worte des Textes zu singen. Aus so einem Anfang heraus entwickelt sich dann alles Weitere. Dabei versuche ich vor allem das zum Klingen zu bringen, was in meinen Augen hinter den Worten steht. Das Lied ist quasi meine Lesart des Gedichtes.

5. Für das bevorstehende Konzert hast Du das bekannte amerikanische Volkslied „All the Pretty Little Horses“ in ein einzigartiges neues Arrangement gebracht. Warum hast Du speziell dieses Lied gewählt?
Ich habe Anfang des Jahres einige Liederbücher mit amerikanischen Volksliedern durchgesehen und viele – zum Teil alte – Aufnahmen im Internet gehört. Aber ich stellte fest: es ist eine fremde Welt für mich, zu der ich wenig Zugang finde. Mit den fremden Welten ist es so eine Sache: Als ich die schönen tschechischen, litauischen, slowenischen Lieder entdeckte, begann ich die Sprachen der Lieder zu lernen und bin zu Fuß durch diese Länder gewandert: mit Rucksack und Zelt durch die Dörfer. Dort lernte ich nicht nur Menschen kennen, sondern auch ihre Art, die eigenen Lieder zu singen. Diese Erfahrung lehrte mich, Liederbücher richtig zu „lesen“, Lieder von innen heraus zu verstehen. In Amerika zu wandern, war mir leider nicht möglich. Und so habe ich mich intuitiv der Gattung zugewandt, die mir am vertrautesten ist: den Wiegenliedern – da gibt es das Problem der Fremdheit nicht.

6. Die Harmonien, in die Du „All the Pretty Little Horses“ gekleidet hast, sind wunderschön, sehr schlank und sehnsüchtig. Hattest Du eine spezielle Geschichte oder einen bestimmten Charakter für die Interpretation dieses Liedes im Kopf? Wer singt, wer wird angesungen und warum?
Wiegenlieder sind ja ursprünglich Frauenlieder – wobei heute schon auch mehr und mehr Väter singen... Und da dachte ich mir, es wäre einfach wunderschön, wenn die Männer nicht „nur“ eine Bassstimme, sondern auch einmal die Melodie singen könnten – eine ganze Strophe lang und einstimmig so ein Wiegenlied! Und plötzlich „öffnete“ sich die Melodie, ergaben sich für die Frauenstimmen ganz unerwartet reizvolle Töne, die die alte Melodie in neuem Licht aufscheinen lassen. Von dem Ergebnis war ich anfangs selbst etwas überrascht, aber dann dachte ich: genau – das ist es!

7. Du hast langjährige Erfahrung im (Neu-) Bearbeiten von Volksliedern, insbesondere aus Osteuropa. Wie anders ist es, ein amerikanisches Lied zu interpretieren? Wie gleich ist es?
Das stimmt, ich habe Volkslieder unterschiedlichster Völker bearbeitet. Aber dass ich – abgesehen von einer gewissen Landeskenntnis - verschieden an Lieder herangehe, kann ich nicht sagen. „All the Pretty Little Horses“ ist zudem ein Wiegenlied – und Wiegenlieder folgen ihren eigenen, auf der ganzen Welt ähnlichen „Regeln“. Ich habe beim Bearbeiten nicht darüber nachgedacht, ob es einen Unterschied gibt zwischen „typisch deutscher“ oder „typisch amerikanischer“ Harmonisierung, ob ich also womöglich meinen Stil ändern muss. Ich habe versucht herauszufinden, was das Lied aus sich selbst heraus will und wie weit sich die Melodie zu öffnen vermag für die Klangsprache von heute, ohne etwas von ihrer Zartheit und Innigkeit zu verlieren.

8. Wir hatten das Vergnügen, im März bei der Probe an „der regn singt“ von Dir persönlich dirigiert worden zu sein. Hat die Begegnung mit und das „höchstpersönliche“ Hören der Choral Artists etwas daran geändert, wie Du Dich dem Schreiben dieses neuen Werks angenähert hast?
Oh, das war „sooo“ schön mit Euch: Ihr habt phantastisch reagiert, superschnell verstanden und überhaupt einen herrlich flexiblen und dabei sehr sensiblen Chorklang. Ich werde diese kleine Probe nicht vergessen – dafür sei Euch und Magen Dank! Und natürlich gibt mir diese Hör-Erfahrung die Gewißheit, dass Ihr „All the Pretty Little Horses“ wunderbar sensibel und zu Herzen gehend singen werdet!

9. Gibt es noch etwas, was Du das Publikum wissen lassen möchtest, bevor es „Pretty Little Horses“ hört?
Ja: Irgendwie ist diese „Männerstrophe“ ständig in mir präsent, ich versuche mir wieder und wieder vorzustellen, wie es klingen wird, wenn alle Männer der San Francisco Choral Artists eine ganze Strophe lang die Melodie singen. Gestern Abend kam mir der Gedanke, wie schön es doch wäre, wenn alle Männer, alle Väter mehr Wiegenlieder sängen: Vielleicht würde sich unsere Welt in neuen, friedlicheren Farben entfalten...

 
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Chorzeit - das Vokalmagazin, April 2014:
"Die Seele ist niemals falsch"

Erschienen in Chorzeit - das Vokalmagazin 4/2014, www.chorzeit.de
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«Die Seele ist niemals falsch»

Niedrigschwellige Sing-Angebote liegen im Trend. Auch Sylke Zimpel weckt in ihren Kursen die Menschen mit alten und neueren Frühlingsliedern. Die Effekte kann man spüren – am besten im Selbstversuch

Kann es an einem mehr grauen als grünen Märztag, nach einem verkorksten Winter überhaupt intensive Frühlingsgefühle geben? Und ob! Wecken lassen sie sich zum Beispiel beim kollektiven Singen. Das ist eine Binsenweisheit, doch die Wirkung verblüfft und beglückt immer wieder, zyklisch wie die Jahreszeiten selbst.
«Was gibt es Schöneres, als singend den Frühling zu begrüßen? », fragt Sylke Zimpel und wenn man sie nur etwas kennengelernt hat, spürt man den sanften, wohlmeinenden Nachdruck zum Handeln. Gut ein Dutzend Frühlingskurse hat die Dresdner Komponistin und Chorleiterin schon gegeben. Da ist eine kleine Stammkundschaft gewachsen. Doch in der Regel kommen Menschen zusammen, die sich meist nicht kennen – untereinander nicht und in gewisser Weise auch selbst nicht. Laien, Gestresste, Gehemmte öffnen sich unter ihrer Anleitung, entdecken ungeahnte Fähigkeiten an sich, merken, dass sie genau dieses Ventil brauchen. Oft schießen dann Glückstränen in die Augen. «Der Mensch soll auf dieser Erde durch gute Taten Spuren hinterlassen ». Nikolaus Abramowitsch Putjatin (1749 – 1830) sagte das nicht nur so dahin. Der russische Fürst entwarf und stiftete die erste Schule im Elbdorf Kleinzschachwitz, das heute zu Dresden gehört. Das Putjatinhaus ist Kulturzentrum, bietet Konzerte, Kleinkunst und Kurse wie dieses «Frühlingsliedersingen ». Gerne lässt mich Sylke Zimpel an diesem Samstag journalistisch beobachten. Unter einer Bedingung: ich muss mitmachen.
30 Leute sind gekommen, größtenteils Frauen. Ich reihe mich ein in den Kreis. Ein Kreis soll es immer sein, da gibt es keine hinteren Reihen. Es beginnt mit einem Tanz. Wir haben uns einen Garten vorzustellen, messen ihn mit den Füßen ab, wandeln hindurch. Das Gefühl wächst, hier gleich gut zusammen zu klingen. Das Einsingen beginnt mit einem Gähnen nach Herzenslust. Wir kreisen mit den Nasen, vertreiben bellend Hunde, was für erste Lacher in der Runde sorgt. Bei Stimmübungen entdecken wir unsere Körper. «Wirbelsäule, Steißbein, alles will mitsingen », sagt Sylke Zimpel. «Und wieder blühet die Linde » ist das erste Lied. Noch blüht es eher dumpf. «Wenn die Augen lachen, ist die Stimme ganz geöffnet », rät Zimpel. Funkelnde Augen erst machen auch den nächsten Satz lebendig. So schwingt «Wenn des Frühlings Zauberfinger » befreit im gespitzten Rhythmus der Mazurka. Sylke Zimpel mischt alte mit neueren Liedern, schreibt zweite Stimmen und Klaviersätze meist selbst. Nicht selten sind diese Chorsätze ein Nebeneffekt ihrer Vorbereitung, sie merkt: «Oh, jetzt sortiert sich was, das wird stimmig. » Ein gutes Beispiel für die Genese Zimpelscher Werke ist «Leise, Peterle, leise ». Erst kam der Klaviersatz, mittlerweile sind ein Frauenchorsatz und einer für gemischten Chor entstanden. Beide sind beim Verlag Ferrimontana gedruckt. Gern sähe Sylke Zimpel auch ihre Klaviersätze in Druck gehen. Hat man sie im Kurs kennen gelernt, plädiert man selbst dafür, denn auf die Lieder wirken sie ungemein erfrischend, zumal dank atmosphärischer Klavier-Zwischenspiele wie für «Sie gleicht wohl einem Rosenstock ». So ein Intermezzo hebt das reizende Liebeslied auf ein anders ästhetisches Niveau, lässt Kursteilnehmer verschnaufen, innehalten, denken: Welch schöner Gedanke!
Acht Lieder schaffen wir in den 90 Minuten, die ich schnuppere. Vielfalt und Intensität kommen in Balance. Der Kurs beginnt am Freitagabend und endet Sonntagmittag. Am Ende wird keiner gemerkt haben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Nur sind alle ein Stück schlauer geworden.

FÜR DIE KURSLEITERIN GIBT ES KEINE UNMUSIKALISCHEN MENSCHEN

Für die Mittfünfzigerin war es ein langer Weg bis hierher. «Ich komme eigentlich von der Lyrik », sagt Sylke Zimpel. Bereits als Mädchen vertont sie Gedichte, mehr für sich. Sie erinnert sich an ihre ermahnende Mutter: «Leiser, merkst du nicht, dass du falsch singst! » An dieser Kindheitserinnerung trägt sie bis heute und entlastet umso mehr alle, die sie heute selbst beim Singen anleitet. Entsprechend klingen ihre Kurs-Offerten: «Auch die sind eingeladen, die glauben, nicht singen zu können oder es immer wieder gesagt kriegen. Singen kommt von der Seele – und die Seele ist niemals falsch! » Sylke Zimpel folgt damit einem Trend: In ganz Deutschland tun sich seit Jahren immer mehr Menschen zum zwanglosen gemeinsamen Singen zusammen – vom Kneipenchor bis zum Weihnachtssingen im Fußballstadion, vom spontanen Flash-Mob im Einkaufszentrum bis zum regelmäßigen «Ich-kann-nicht-singen »-Chor unter fachlicher Anleitung. Die Leute wollen einfach nur singen und Spaß dabei haben – ohne große Vorbereitung, Eignungstest oder qualitativer Auslese. Auch Sylke Zimpel setzt die Eintrittsschwelle niedrig und holt sich die Leute zunächst für ein paar Stunden. Bei manchem reift durchaus der Gedanke, in einen Chor zu gehen, aber die Chorleiterin weiß auch um die vielfältigen Gründe, warum Menschen nicht im Chor singen, aber zu ihr in den Kurs kommen.
Aufs eigene Singen besinnt sie sich spät. Heute staunt Sylke Zimpel: «Ich hätte nicht gedacht, dass ich’s noch lerne. » Seit Jahren nimmt sie Gesangsunterricht, wird inzwischen auch als Stimmbildnerin angefragt. Seminare für Kollegen gibt sie, Kurse über nonverbale Körpersprache, Entdeckungskurse wie «Freiheit und Lust beim Singen von Musik jenseits fixierter Tondauern und Tonhöhen ». Schemen und Schubladen sind ihr suspekt, unmusikalische Menschen gibt es für sie nicht.
«Man sieht es, wenn Leute sich trauen, sich selbst zu singen, statt in seltsame Rollen zu schlüpfen. » Chorsänger mimen Gewächse, jeder wächst auf seine Weise. Gelacht wird viel, in ihren Kursen und Chören chorbühne TRITONUS und femmes vocales. Das liegt an der herzlichen, lockeren wie zielgerichteten Arbeit der Leiterin. Und an den erklärenden Bildern, die sich umso besser einprägen, je schräger sie sind: Da wachsen die Ohren auf Elefantengröße oder werden zu Hasenohren, mit einem Pinsel am Ende. Der Ton wird da hoch geschickt, der gespitzte Pinsel am Ende besorgt das «t » – so kann man die Spannung halten.
Auch das «Frühlingsliedersingen » ist so eine gute Tat, die Spuren hinterlässt, nicht nur im Dresdner Putjatinhaus. Sylke Zimpel lädt zum nächsten Kurs im April in die Sächsische Schweiz.

Von Karsten Blüthgen

 
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MUSIK IN SACHSEN 4|09:
"RICHTIG SINGEN HEISST, LEIB UND SEELE ENTKRAMPFEN"

MUSIK IN SACHSEN 4|09, Hrsg. Sächsischer Musikrat e.V., Oktober | November | Dezember 2009
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RICHTIG SINGEN HEISST, LEIB UND SEELE ENTKRAMPFEN

Die Komponistin, Chorleiterin und Dozentin Sylke Zimpel wird 50.

Hat man diesen Chor erlebt, sieht man das Genre mit anderen, mit geweiteten Augen. Das mag pathetisch klingen. Nach einem Konzert der »chorbühne TRITONUS«. aus Dresden aber wirken »normale« Angebote seltsam eintönig, blutarm, steif. Kein uniformiertes Ensemble sieht man hier, kein Kleben an den Noten. Stattdessen Singen mit dem ganzen, gelösten Körper. Singen in Choreografien, die auf reizende Art Konventionen aufbrechen.

Von »Freiheit unterm Sonnenschirm - TRITONUS brachial romantisch« etwa ist die Rede. Das aktuelle Programm feierte im Frühjahr in Dresden seine umjubelte Premiere, wird dort demnächst wieder und im Oktober auch in Niedersachsen zu erleben sein. Stücke vom »Duo Sonnenschirm« - ohnehin von eher schräger Bauart - und bearbeitete Romantik-Schinken werden auf hier frisch aufgetischt. Sie werden geehrt und zugleich aufs Korn genommen, gepflegt und hinterfragt. Stolz, nicht hochstapelnd, erklärt die »chorbühne TRITONUS« auf ihrer Homepage »In größeren Abständen entwickeln wir zu bestimmten Themen komplexe Programme, in denen wir ganz neue Lieder mit Texten und Szenen kombinieren, der Chor also nicht mehr nur singt, sondern auch agiert Das ist nicht so einfach, dafür aber sehr spannend.«

Wer steckt hinter diesen Programmen - mit jiddischen Liedern und Liedern von Fanny Hensel, mit Liedern auf Texte von Johannes Bobrowski, Rose Ausländer und Ernst Jandl, mit Renaissance-Musik und Hugo Distiers Weihnachtsgeschichte? Wo Körper und Seele schwingen? Wo sich die Leute ganz zeigen, nicht als gebremste Sänger? Wo die Überraschung wartet und zugleich eine Handschrift mit Charakter?

Für Sylke Zimpel war es ein langer Weg. »Ich komme eigentlich von der Lyrik.« Was man erahnt beim Blick entlang der Bücherregale, die ihre Dresdner Wohnung füllen. Schon als Mädchen vertont sie Gedichte. Mehr für sich, ganz und gar nicht mit dem Bild der späteren Chorleiterin vor Augen. Sie erinnert sich an das Fauchen der Eltern: »Sei still! Du singst falsch!« So etwas prägt tief. Chören weicht sie zunächst aus. Auch dem der Dresdner Musikhochschule, wo Sylke Zimpel Komposition studiert. Inzwischen schreibt sie mehrstimmige Lieder. Distler inspiriert sie besonders. Jemand sagt: »Du machst ja Chormusik!«

Zunächst wehrt sie ab. Dann, 1986, gründet sie die »chorbühne TRITONUS« - und merkt, dass sie ihre Vorstellungen kaum vermitteln kann. Chordirigieren lernt sie jetzt, in Bautzen, bei Fritz Höft in Berlin, »der mich zu mir selbst geführt hat». Nach der Wende geht sie an der Hochschule »Franz Liszt« durch die akribische Weimarer Chordirigierschule. Lyon wird dann zum Schlüsselerlebnis. Hier erfährt Sylke Zimpel von einer ganz anderen Art des Zusammenspiels, von Energien, deren Fluss unsichtbar bleibt. Vom Verzicht. als Dirigent jedes Detail anzuzeigen, um so zu verhindern, dass Musiker nur Dienst nach Vorschrift machen. »Wenn Du alles vorgibst, den Chor nicht zwingst, es selber zu lernen, dann machst Du ihn abhängig», sagt sie. »Erst später habe ich gelernt, dem Chor solche Hilfen auch wieder zu entziehen.« Eine verletzte Schulter hilft ihr dabei.

Viele lange Wege hat sie zu fuß bewältigt, Pilgerpfade, Wege, die kaum noch gegangen werden. Von Lyon ist sie zurück gelaufen. Tausend Kilometer langsamkeit, Natur, zum Revue passieren lassen, zum verinnerlichen. Auf solchen Reisen, fernab vom Rausch moderner Verkehrsminel, kann die Seele noch folgen.

Das eigene Singen bleibt noch lange zurück. Heute staunt Sylke Zimpel: »Ich hätte nicht gedacht, dass ich's noch lerne«. Seit Jahren nimmt sie Gesangsunterricht bei Viktoria Promny-Göpfert in Hartha am Tharandter Wald. »Eine bewundernswerte Frau! Was sie in mir weckt, stimmlich und in nonverbaler Sprache, das versuche ich gleich in der nächsten Chorprobe umzusetzen. Es funktioniert!« Inzwischen wird Sylke Zimpel auch als Stimmbildnerin angefragt. Seminare für Kollegen gibt sie ohnehin, »Entschlackungskurse«, Kurse über nonverbale Körpersprache, Entdeckungskurse wie »Freiheit und Lust beim Singen von Musik jenseits fixierter Tondauern und Tonhöhen«. Schemen und Schubladen sind ihr suspekt, unmusikalische Menschen gibt es für sie nicht.

»Man sieht es, wenn Leute sich trauen, sich selbst zu singen, statt in seltsame Rollen zu schlüpfen.« Regisseure gehören zu ihrer Arbeit. Kat ja Heiser ist es meist für die »chorbühne«, beim aktuellen Programm Wolf-Dieter Gööck. Chorsänger mimen Gewächse, jeder wächst auf seine Weise. In diesem Wachsen lässt Sylke Zimpel ihre Rose-Ausländer-Vertonung »Ich bin ein Baum« singen und merkt: »So klingt es viel lebendiger, glaubhafter. Solche körperlichen Sachen schweißen eine Gruppe auch zusammen.« Kaum geht es in den Proben bierernst zu. Schon gar nicht bei der Arbeit am aktuellen Sonnenschirm-Programm. Dieter Beckerts Lieder sind so schrill, da muss erst einmal fünf Minuten abgelacht werden. Und später wieder und wieder, wobei die Phasen kürzer werden, werden müssen. »Das geht nicht anders. Sonst müssen meine Sänger wahrend der Aufführung noch lachen.«

Karsten Blüthgen

 
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DIE RHEINPFALZ, 13. Juli 2009:
"Mit Elan und Engagement"

DIE RHEINPFALZ — NR. 159 KULTUR REGIONAL MONTAG, 13. JULI 2009
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Mit Elan und Engagement

Im Rahmen des Internationalen Chorfestivals "Touch the future" brachten gestern 300 Kinder aus verschiedenen Ländern im Speyerer Dom zum ersten Mal die "Messa Olevanese" in doppelchöriger Fassung zu Gehör. Gespannt lauschten die Besucher des Kapitelsamts dieser grandiosen Messe, die vor einem Jahr in ihrer einchörigen Version ebenfalls großen Anklang gefunden hatte.

VON ARIANE MARTIN

Uraufführung „Messa Olevanese“
FOTO:LENZ

Die Dresdnerin Sylke Zimpel, eine junge und preisgekrönte Künstlerin, hatte dieses Werk eigens für das Festival "Touch the future" komponiert. Für die musikalische Leiterin Judith Janzen muss es eine besondere Herausforderung gewesen sein, die vielen verschiedenen Kinderchöre binnen ein paar Tagen so aufeinander abzustimmen, dass die jungen Chorsänger ein so anspruchsvolles Konzert präsentieren konnten.

Wie die Kinder voller Elan und Enthusiasmus diese Messe sangen und dabei die Botschaft eines "Kyrie", "Gloria" oder "Sanctus" vermittelten, das verdient schon größte Anerkennung. Besonders beeindruckend war die Interpretation des unruhigen, fast fiebernden "Sanctus", der Heiligruf zur Preisung Gottes.

Dass die Kinder selbst die schwierigsten Inhalte so treffend interpretierten, lässt auf eine besonders engagierte Chorarbeit schließen und auf eine dezidierte Vermittlung der Inhalte. Wie sollen schließlich Kinder, die am Anfang ihres Lebens stehen, die Dramatik eines "Agnus Dei" begreifen, das obendrein bei Sylke Zimpel noch mythischer und geheimnisumwobener ausfällt als in vergleichbaren Werken.

Die Herausarbeitung eben jener Mystik, die auch dem liturgischen Akt der Wandlung innewohnt, ist der Komponistin Sylke Zimpel bravourös gelungen.

 
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NEUE CHORZEIT, September 2007:
"Chorpraxis: Sylke Zimpel im Gespräch" + "Noten: Zum Klingen bereit"

NEUE CHORZEIT, Zeitschrift des Deutschen Chorverbandes, 9/2007
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Kaum eines ihrer Werke ist länger als fünf Minuten: Volksliedbearbeitungen und Originalkompositionen, einige in Zyklen gebunden. Jedes ihrer Werke bietet eine Seelenschau von cineastischer Wirkung. Nuancenreich, hingebungsvoll und feinfühlig lenkt sie auf die Sphären zwischen den Zeilen und Linien. Konsequent und kompromisslos forscht und fordert sie heraus, was zur Nachdenklichkeit stimmt. Immer erzählt sie dabei, was den Menschen bewegt. Nie verlässt sie dabei ihren Weg: Sie schafft Anspruchsvolles und doch Machbares fürjene, die mit Leidenschaft singen und offen sind, sich dem Jetzt und Heute zu stellen.

CHORPRAXIS
Sylke Zimpel im Gespräch

Frau Zimpel, was bedeutet es für Sie zu singen?
Ich glaube, wenn ich aus irgendeinem Grund längere Zeit nicht singen kann, werde ich krank. Ich singe eigentlich immer und überall - Singen ist für mich natürlicher Ausdruck meiner Seele. In meiner Kindheit wurde diese Ausdrucksform leider eher mit Sätzen quittiert, wie "Kannst du bitte etwas leiser singen? Merkst du nicht, dass du falsch singst?". Das führte dazu, dass ich immer ängstlicher und seltener sang, meine Stimme immer rudimentärer wurde und ich schließlich einen langen Umweg über Flöte und Klarinette nehmen musste, um gute zehn Jahre später durch das Komponieren und noch später durch das Chorleiten wieder zurück zum Singen zu finden - immerhin. Weitere zehn Jahre später stieß ich dann endlich auf "meine" Lehrerin, die mir half, meine Stimme wieder zu finden: wir arbeiten uns fröhlich vorwärts. Heute beginnt für mich der Tag meistens schon unter der Dusche mit Singen und ich hoffe, es bleibt so.

Und was heißt es für Sie, dem Gesang anderer zuzuhören?
Das heißt für mich, die Seelen anderer wahrzunehmen, die der Sänger und des Dirigenten, des Komponisten natürlich sowie des Dichters, dessen Worte zum Ursprung für die Musik wurden. Das heißt aber auch, über diese Schwingungen an meine eigene heranzukommen. Manchmal genügt ein einziger Akkord und ich bin nicht mehr im Alltag, sondern bei mir selbst, bei dem, was mich und vielleicht andere tiefer drinnen bewegt, berührt. Was fasziniert Sie am Chor, dass Sie sich als Komponistin für diese Gattung entschieden haben? Es sind, glaube ich, genau diese Dinge. Mich beeindruckt immer wieder, wie eine Stimme uns anrühren kann, der Gesang einer einzelnen Stimme, hell oder dunkel, der sich plötzlich vervielfacht zu einem vielstimmigen Singen! Die menschliche Stimme ist etwas Großartiges, sie vermag auf sehr direkte Weise verborgene Seiten in uns zum Schwingen zu bringen. Sie kann ungeheuer zart sein aber auch kraftvoll, strahlend. Das fasziniert mich - und zieht mich zu diesem Genre.

Haben Sie Vorbilder?
Kaum, ich komme ja gewissermaßen von außen, von der Lyrik her, habe zwar noch den Kinderchor von innen kennen gelernt, aber der Vielfalt, der ganzen Breite der Chormusik bin ich erst begegnet, als ich selbst schon für Chor komponierte.

Sie sind auch Chorleiterin und Dozentin. Inwieweit beeinflussen diese Tätigkeiten Ihre Werke?
Proben und Seminare sind mein Praxisfeld. Da sehe ich, was geht und wie es klingt. Da kann ich Methoden erproben, um bestimmte Klänge zu realisieren, da kann ich experimentieren, spielen, entdecken. Und: dort gewinne ich meine Sicherheit, dass das, was ich notiere, klingen kann und machbar ist - meist sogar mit "normalen" Amateuren, so sie experimentierfreudig sind ...

Wie viel Freiheit räumen Sie Ihren Interpreten ein?
Schwierige Frage. Wenn ein Chorleiter die Intention eines Stückes erkannt hat, gestehe ich gern Freiräume zu. Ein guter Chorleiter wird aus einem Stück ohnehin sein eignes machen. Das ist dann seine Interpretation, die meiner Vorstellung entsprechen kann, aber nicht muss. Und wenn sie es nicht tut, kann es trotzdem passieren, dass ich durch so eine "Fremdaufführung" ganz neue, überraschende Lesarten meiner Stücke entdecke und diese Auffassungen später sogar mit meinem eigenen Chor übernehme. So geschehen z.B. bei "Tumbalalaika". Leider habe ich auch schon erlebt, dass ein Stück entstellt wurde. Das tut weh, vor allem, wenn es in seiner Intention hörbar nicht verstanden wurde: ein Risiko, welches ich als Komponistin natürlich eingehe, wenn ich ein Stück veröffentliche. In solchen Fällen bin ich immer sehr traurig und denke, warum fragt er nicht nach? Es ist doch keine Schande für einen Chorleiter, wenn sich etwas nicht von selbst erhellt. Profitieren würden von so einer Nachfrage neben dem Publikum vor allem die Sänger ...

Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie Ihre Texte aus?
Gültige Kriterien für die Auswahl von Texten zu nennen, ist schier unmöglich, weil ich beim nächsten Text womöglich alles, was ich jetzt postuliere, über den Haufen werfe. Wichtig ist, dass ein Text mir gefällt und Dinge anspricht, die mich bewegen. Da ichTeil eines großen Beziehungsgeflechts bin, sind das oft Dinge, die auch andere bewegen. Aber das allein genügt nicht. Ich für mich brauche darüber hinaus eine bestimmte Art von Sprache in möglichst freien Rhythmen. Auch der Satzbau spielt eine große Rolle und natürlich der Raum zwischen den Worten und Gedanken: wo alles gesagt ist, findet Musik keinen Platz mehr.

Und welche Rolle sielt da die Musik?
Für mich ist Musik ein Mittel, Dinge zum Fließen zu bringen - in mir, in meinen Lidrn, aber auch in meiner Tätigkeit als Chorleiterin. Und dieses "In-Fluss-Bringen" ist eine Form von Sensibilisierung: Sensibilisierung der Sänger für die Worte und Töne, die sie singen, sowie dafür, was diese Worte und Töne mit ihnen zu tun haben, was hinter den Worten steht. Darüber hinaus aber auch Sensibilisierung der Hörerfür Leises, Verdrängtes, Unbewusstes. Von da heraus kann sich eine ungeheure Kraft entwickeln, ein individuelles oder gemeinsames Empfinden, ein Ausatmen, das ein anderes Einatmen ermöglicht - was gibt es mehr?

Sie haben viele jiddische Lieder bearbeitet? Was fasziniert Sie an diesem Genre?
In den jiddischen Liedern vereint sich auf ganz einzigartige Weise das Traurige mit dem Fröhlichen. Oft bedarf es nur kleinster Nuancen oder winziger rhythmischer Veränderungen, um aus einem eben noch tod-sterbens-traurigen Lied plötzlich einen derb-fröhlichen Tanz zu machen - ich spreche hier nicht von den Liedern über Vertreibung oder Holocaust. D.h., die fröhlichen Lieder, die übrigens alle in herzzerreißendem Moll stehen, wissen von der Melancholie, vom süßen Schmerz und umgekehrt:dieabgrundtief traurigen Liebeslieder sind von einer solchen Traurigkeit, dass der lächelnde Genuss des Schmerzes beim Singen unbedingt dazugehört. Und das finde ich einfach herrlich. Wie auch die Melodien und den Humor vieler Lieder sowie diese irrsinnig saftige jiddische Sprache.

Gibt es stilistisch verfügbare Mittel, die Sie nie einsetzen würden?
Ich würde nie "nie" sagen. Aber als singendem Wesen ist mir Sangbarkeit schon sehr wichtig. Und als Chorleiterin weiß ich die Elemente zu schätzen, die eine Stimmgruppe aufleben lassen und zum beseelten Singen animieren ...

Welche Zielgruppe haben Sie vor Augen, wenn Sie komponieren?
Gar keine. Ich mache ein Lied so, wie es aus sich selbst heraus werden will und schaue dann, was entstanden ist, für wen es geeignet sein könnte ... Eine Ausnahme sind vielleicht die Stücke für Kinderchor und natürlich Auftragskompositionen.

Sehen Sie im unmittelbaren Zusammenwirken von Komponist und Chor zur Schaffung neuer Werke die Idealbesetzung?
Es gibt nicht nur eine musikalisch- klangliche Kreativität. Esgibt auch die kreative Lust, aus bestimmten gegebenen Bedingungen heraus etwas für alle Beteiligten Neuartiges, Originelles zu schaffen. Mich hat die Zusammenarbeit mit konkreten Chören immer sehr herausgefordert, oft auf neue Pfade geführt, dadurch bereichert und in jedem Falle weitergebracht. Es ist eine mögliche Variante des Komponierens. Die andere, ganz aus sich selbst heraus zu schreiben, brauche ich aber auch.

Was möchten Sie unbedingt noch komponieren?
Ach, wissen Sie, über ungelegte, zu dem ,"heilige" Eier ist nicht gut Reden. Ich bin offen für Überraschungen.

Das Gespräch führte Christiane Franke

Zum Klingen bereit

Kompositionen von SYLKE ZIMPEL


Ein Schuss Melancholie auch in der Ausgelassenheit, ein Augenzwinkern auch in der Melancholie lässt Sylke Zimpel durchscheinen, wann immer sie jiddische Lieder in prachtvoll pralle Klänge und beschwingte Rhythmen verwandelt. Den Volksliedweisen hört sie in ihrer Ursprünglichkeit nach und schafft es doch, in fein nuancierten Abweichungen von eingeschliffenen Klängen neue Sichtweisen zu eröffnen, inhaltlicher wie musikalischer Natur. Das erreicht sie auch, weil sie neben den Regeln der Tonsatzkunst eine fantasiebeflügelnde Sicht auf ihre Werke offenbart. Nehmen wir den Liederzyklus "Widewaus" nach Kinderreimen. Da geht ein Männerl übers Land und lässt sein Steckerl fallen. Die aufsteigende Melodie des Männerl übernimmt die Maus fast identisch gespiegelt in abwärts geführter Form, wenn sie das Steckerl aufhebt. Dieses Motiv dominiert den tonangebenden Part bis zum Schluss, fragmentarisch kommentiert von der jeweils beigleitenden Stimme. Eines ist klar: Männerl wie Maus sind gleichberechtigte Partner, deren stimmliche Ebenen (Sopran und Alt) in dem Moment verschwimmen, wenn sie musikalisch in Kommunikation treten, sich annähern und schließlich im fröhlichen Cis- Dur eins werden. Die Handhabe des Kernmotivs schafft ein Empfinden für die räumliche und emotionale Ebene der Geschichte, der zum Teil fragmentarische Einsatz des Reims zum Zwecke eindeutiger Textverständlichkeit bietet ein Abbild zunehmenden Verständnisses und Vertrauens zwischen den Protagonisten.
Gespaltenheit im doppelten Sinne ist das Thema des zweiten Reimes. Da geht es um einen, der die Angst vor dem Hund hat und wiederum nicht. Während die Altstimme Stolz, Stärke und Unerschrockenheit an den Tag legt, um den Bauern zu warnen, übernimmt der Sopran den Part des von Angst gehetzten Mädchens. In Sext und Quartschritten untermauert der Alt seine Drohung, während der Sopran im doppelten Tempo über kleinenTerzen und Sekundschritten dahinjagt. Die Antwort des Bauern kommt prompt, unvermittelt und absolut identisch zum Anfang. Um hier den Rollenwechsel klar herauszukehren, könnte man den Chor teilen. Anweisungen hierzu gibt die Komponistin nicht. Offen lässt sie auch, ob Lied Nr. 3 von der lädierten Maus und Nr. 4 vom lauernden Käterchen zwingend aufeinander folgen müssen. Beide Liedchen können für sich existieren oder in einem Zug erklingen. Dafür gibt es dann einen Verbindungston, der ein spannendes Szenario eröffnet: hier das leidende Mäuschen, dort das ewig knurrende Käterchen, das sich das Väterchen schließlich zur Brust nimmt. Richtig traurig wird es im Reim Nr. 5, wenn die Kinder sich stimmlich bis stimmlos in streng homophon geführter Zweistimmigkeit in die Gemütsbewegungen des kranken Frosches hineinseufzen. Nr. 6 ist ein fast reiner Sprechgesang, ein quirlig, witzig, rasantes Gegackere über ungelegte Eier mit einem Schluss, der den Atem stocken 1ässt. Zu je dem Lied gibt die Komponistin Interpretationshilfen und verweist auch auf die Möglichkeit, zur Stütze der Stimme oder eigenständig Instrumente mit einzubeziehen.

"Und oben schwimmt die Sonne davon" ist ein durchkomponierter zwölfteiliger Liederzyklus auf Texten der gleichnamigen Gedichtsammlung von Elisabeth Borchers. Sylke Zimpel komponierte dieses Werk im Auftrag der Jugend&KunstSchule Dresden. Gedacht für gleiche Stimmen nutzt sie hier die weite Palette des A-cappella-Gesangs: angefangen vom Nachempfinden gregorianischer Weisen über tonartengebundene motettenartige Sätze und in freitonalem Raum fortgeführte Motive bis hin zu Sprechgesang und Geräuschbildung. In jeder dieser stilistischen Regionen führt sie die Stimmen so behutsam, dass alles im anspruchsvollen, doch machbaren Bereich bleibt und - im Übrigen einmal überwunden - schnell vergessen ist zugunsten einer überaus vitalen, eindringlichen undvielfarbigen Schilderung des Jahresablaufes. Jeder Monat erhält sein individuelles Gesicht. Klima, Festen, Riten verleiht SylkeZimple musikalischen Ausdruck und formt aus dem Zusammenwirken unterschiedlichster Stimmungen ein für den jeweiligen Monat so typisches Bild. Einzelne Motive, eingesetzt gleich einer "idée fix", erinnern in einem Gemisch aus Zuversicht und Melancholie an den unaufhaltsamen Fortlauf von Raum und Zeit. Dieser Zyklus eignet sich auch ideal zu einer szenischen Darstellung.

"Am Wegrand" nach einem Textvon Calvin 0.John ist eine unglaublich intensive Steinmeditation in Klängen. Obwohl genau festgelegt, gleicht das Unisono-Solo der Männerstimmen einer frei empfundenen, ewigen Melodie. Und so soll es soll es auch intoniert werden, voranbewegt durch ein "liberamente", durchsetzt von Triolen, um Härte von vorneherein auszuschließen, gebettet auf einen auf- und abwogenden Unisono-Gesang der Frauen auf dem Vokal "a" in taktungebundener, schwebender Leichtigkeit.

Esliest sich komplizierter als es ist: das Experiment organisierten Zufalls in Korrespondenz oder auch irn aufreibenden Widerspruch zur ganz traditionellen Choralbearbeitung eines Rudolf Mauersberger. Dies realisierte Sylke Zimpel im auskomponierten "Wie soll ich dich empfangen" nach einem Text von Paul Gerhardt und unter Verwendung der Melodie von Johann Crüger mit lang gedehnten Klangfeldern und baute den Solopart zudem zu einem Kanon aus, wobei die Kanonstimmen aufgefordert sind, sich nach dem Prinzip des Zufalls in den Kanon zunächst "einzufädeln" und dann wieder "auszufädeln": Die Ordnung des Ablaufs des gesamten Werkes wird lediglich durch die Strophenfolge garantiert. Ebenso der Augenblick, zu welchem Mauersbergers Choralbearbeitung erklingt. Am Ende vereinigen sich alle Stimmen noch einmal in Mauersbergers Satz, aber nun mit anderen Worten, die formulieren, was zuvor nur die Musik kündete: Schmerz, Pein und Erlösung.

Freudiges Erzittern aus der Stille heraus bricht sich Bahn, wenn ein vierstimmiger Chor a cappella "Ich bin ein Baum" intoniert. ,"So leise wie möglich" beginnen die Sängerinnen und Sänger zunächst gleichzeitig, bewegen sich aber individuell fort, um sich immer wieder an markanten Punkten, den Fermaten, zu sammeln und dann neuerlich im ureigenen Tempo dem nächsten Punkt entgegenstreben. Der zweite Teil dieser dreiteiligen Komposition übernimmt den Chorsatz des 1. Teiles wortwörtlich. Darüber entfaltet sich ein ruhiges Sopransolo, das die Melodie des dritten Teiles einführt. Hier ist nun Doppelchörigkeit angesagt, um eine Echowirkung zu erzielen - zunächst verhalten angestimmt, am Ende kraftvoll und volltönend. "Ich bin ein Baum" ist der Schlusssatz der 10 Sätze umfassenden Sammlung "Vogelwort" nach Texten von Rose Ausländer.

Christiane Franke

 
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Echo zum Seminar
"Das soll Musik sein?"  jetzt unter dem Titel:
"Dissonanz oder reizvolle interessante Verwebung"

Lied & Chor, Zeitschrift für das Chorwesen, 4/2004 
 
65 Teilnehmer erlebten "Methoden der Chorarbeit" in Greifswald
Hungrig nach neuen Impulsen
für die tägliche Chorarbeit

"...
Eine große Bereicherung für alle Teilnehmer, so die einhellige Meinung, war das zweiteilige Referat "Und das soll Musik sein?" der Dresdener Komponistin Sylke Zimpel am Samstag und Sonntag. Bernhard Hassler, Mitglied im Musikausschuss des DSB und Bundeschormeister im Pfälzer Sängerbund berichtet: "In einer Art Chor- und Komponistenwerkstatt konnte sie den anwesenden Kolleginnen und Kollegen zeigen, wie man mit unverbrauchtem, archaischen musikalischen Material (Melodien, Kanons) aus baltischen und nordischen Ländern, insbesondere aus Litauen, interessante mehrstimmige Tongebilde entstehen lassen kann. Tongebilde in ihrer Einstimmigkeit noch so unverbraucht, dass man wie sie sagte, die Seele mitschwingen lassen kann. Bei diesem Mitschwingen der Seele noch erleben zu dürfen, dass Dissonanzen in ihrer Vielfalt wunderbar und individuell ein Klangspektrum bereichern können.

Dazu die These, warum gemeinsam alles in einer Tonart singen? Oder warum alle das gleiche Tempo und den gleichen Rhythmus musizieren? Und tatsächlich ergab sich eine Vielfalt an Möglichkeiten, sich chormusikalisch äußern zu dürfen. Durch die Werkstattideen von Sylke Zimpel ergeben sich hier sicherlich Möglichkeiten, Choristen – ohne diese zu überfordern – an "neue" Chormusik heran zu führen. Eine Musik, die leider bei vielen Chören noch nicht entdeckt wurde. Junge Chorleiter und junge Choristen könnten sich hier inspirieren lassen. Auch die Chance, an der Basis mi diesen Kompositions- und Werkstattmethoden arbeiten zu können, sollte man nicht außer Acht lassen. Und dies ist sicherlich ein notwendiges Unterfangen, allein wegen der musikalischen Zukunftsorientierung unserer Chöre.
... "

 

Lied & Chor, Zeitschrift für das Chorwesen, 4/2002  
 
H
aben Sie nicht auch schon einmal vor einer Partitur gesessen und sich gefragt: wie sollen diese Kringelchen umgesetzt werden? Und diese vielen Töne nebeneinander - klingt denn das überhaupt?

Clusterentwicklungen durch Kanon- Engführungen, gewollte Kanonführungen in Liedern und bitonales Koppeln von Melodien sind Musik und lassen Klänge entstehen, die Aufmerksamkeit erzeugen, plötzlich Liedinhalte in ein anderes Licht stellen und so sehr wesentlich zur Repertoirebereicherung beitragen können. Am Ende waren sich alle einig: wenn der Chorleiter selbst engagiert, behutsam und etappenweise den Chor führt, kann auch der wirkliche Laienchor zu solchen Klangerlebnissen kommen. Es wäre erfreulich, wenn nicht nur zugehört, sondern der Mut des Einzelnen angestachelt wurde. Lobenswerte Hilfen und Beispiele jedenfalls waren zuhauf in diesem lustvoll gebotenen Vortrag mit Klangbeispielen vorhanden.
Fazit: Wer das nicht erlebt hat, hat etwas verpasst.

Vom 22. bis 24. Februar 2002 fand das 36. Chorleiterseminar des Chorverbandes Mecklenburg Vorpommern (CVM) statt. In diesem Jahr hatte das gut besuchte Seminar einen besonderen Höhepunkt: Syke Zimpel, Komponistin und Chorleiterin aus Dresden, stellte ihren außerordentlich interessanten, engagiert und kompetent dargebotenen Vortrag unter das Thema "Das soll Musik sein? - Zum lustvollen Experimentieren im wirklichen Laienchor" und ließ die Teilnehmer die Frage selbst beantworten: Ja - auch organisierte bzw. wirkliche Aleatorik, freirhythmisches Musizieren,

   

 

Lied & Chor, Zeitschrift für das Chorwesen, Dezember 2001   
Ungewohnte Klänge  
beim Chorleiterseminar der Sängerjugend NRW
in der Landesmusikakademie in Heek.
U
ngewohnte Klänge beim Chorleiterseminar der Sängerjugend NRW in der Landesmusikakademie in Heek.

Nun ist es aber auch möglich, wie Dozentin Sylke Zimpel zeigte, einen Kanon anders zu singen, und zwar "aleatorisch", so das Fachwort. Bei ihr wurde ein 4-stimmiger Kanon 24-stimmig, jeder konnte selbst Geschwindigkeit, Lautstärke, Betonung und die Stelle des Einsetzens in den Kanon bestimmen. Dass nun die Worte "Rhythmus", "Harmonie", und "Konsonant" eine untergeordnete Rolle spielten, dürfte einleuchten. Es entstand so ein sehr "mystisches, teilweise unheimliches Klanggebilde" aus Dissonanzen unterschiedlichtsten Charakters. ...

Es war schon eine sehr ungewohnte, andere Art von Musik, welche Komponistin und Dozentin Sylke Zimpel aus Dresden der ca. 30 Personen starken Gruppe von Chorleitern, oder eher Chorleiterinnen an einem Wochenende vermittelte: Man kann einen Kanon so singen, wie man ihn gewohnt ist: Im gleichmäßigen Metrum, auf Harmonien abgestimmt - man erhält so ein mehrstimmiges Musikstück. Einen Kanon eben.

  Cornelius Berger

 

Sächsische Zeitung, Ausgabe Pirna, 14.02.2001   
REZENSION
Es singt und klingt in Pirna
Von Hans Peter Altmann
Seit dem vergangenen Wochenende findet in Pirna das Chorleiterseminar statt. ...

"Was, das soll Musik sein?" Diese provokante Frage stellte und beantwortete Sylke Zimpel mit ihrer Chorbühne "Tritonus", indem sie mittels klanglicher Experimente deren Rolle stärkte und nachwies, wie das Interesse an Klängen wachsen kann,
wie mögliche Hemmungen des Einzelsängers durch die Stärkung seiner Verantwortung abgebaut werden können - ungewöhnlich, sehr instruktiv und in der Arbeit mit ihrem Chor und den Seminarteilnehmern höchst wirkungsvoll. Ich glaube, der Chorleiterin praktische Hinweise dürften klug dosierte Einbeziehung solcher Experimente in den Probenalltag zur Folge haben. Und so etwas ist ja Sinn und Zweck des Seminars.

Dresdner Neueste Nachrichten, 14.02.2001   
Chorleiterseminar: Eröffnungskonzert in Pirna
Ungewohnte Anregungen
...

Chorleiterin und Komponistin Sylke Zimpel hatte ihren ungewöhnlichen Abend beim Chorleiterseminar mit einem Gruß "O musica" eröffnet, der sich in alleatorische Passagen auflöste und dann wieder zu "geordneten" Klängen zurückfand. Dabei birgt ihr Experimentieren mit kanonähnlichem Aufspalten, mit parallelem Singen von Melodien im Abstand einer Quarte, mit tonaler Veränderung durch Hinzufügen tonartfremder Töne durchaus etwas von Planung und Ordnung. Mit ihrem Ensemble Chorbühne "Tritonus" demonstrierte sie überzeugend, wie Sängerinnen und Sänger durch das "Wegnehmen des
Geländers" rhythmische und melodische Freiheiten entdecken, denMut zur eigenen Mitgestaltung finden. Sie gestattete ihren Chormitgliedern die individuell freizügige Gestaltung von "Wie soll ich dich empfangen" in Bezug auf Einsatz, Tempo, Lautstärke, ehe zunachst ein Quartett, später der ganze Chor den Satz Rudolf Mauersbergers "fanden", der nunmehr eine ganz andere Qualität erfahren konnte.
In der Arbeit mit den Lehrgangsteilnehmern zeigte Sylke Zimpel Wege, solche Methoden klug dosiert einzubeziehen, um im Probenprozess (nicht unbedingt im Konzert) unkonventionell ausgetretene Pfade zu verlassen und die Rolle des Einzelsängers zu stärken.
  Hans Peter Altmann
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Echo zum Seminar
"Nonverbale Körpersprache beim Chordirigieren"

   
auf der Internetseite des Chorverbandes Niedersachsen / Bremen
www.cvnb.de

25.06.2005 CHORLEITER-FORTBILDUNG

Chorleiter-Tagesseminar

25. Juni 2005 Chorleiter-Fortbildung in Lehrte

Sylke Zimpel: "Des Knaben Wunderarm."
Eine bemerkenswerte Chorleiterfortbildung des Chorverbandes Niedersachsen-Bremen, zur Nachahmung empfohlen.

Wir alle brauchen Rituale, auch in der Chorprobe. Rituale geben dem gemeinschaftlichen Handeln einen Rahmen, eine feste Struktur. Dadurch dass ich weiß, was in etwa ich in einer Chorprobe zu erwarten habe, entsteht und verstärkt sich ein Gefühl von Sicherheit, von Geborgenheit im Vertrauten.
Die durch Rituale gefestigte Sicherheit im gemeinschaftlichen Handeln hat aber auch ihre Schattenseiten: Bin ich gewohnt, nach festen Mustern zu handeln, bin ich verwirrt, wenn es anders kommt als ich es erwarte. Für ein lebendiges Musizieren im Chor ist deshalb absolute Ritualisierung tödlich.
Diese Gefahr ist in keiner Chorgattung größer als im traditionellen Männerchor. Beweis: Man versuche einmal, mit einem solchen einen dreistimmigen Chorsatz einzustudieren, meinetwegen einen von Clemens non Papa, einen alten Meister. Ein höchst lobenswertes Unterfangen, übrigens, schult es doch die Schlankheit der Stimmführung und die Beteiligung des Ohres beim Singen in gleicher Weise.
Aber wie? Ein anständiger Männerchor, das weiß doch ein jeder Sänger, der besteht aus: Erstem Tenor, Zweitem Tenor, Ersten Bass, Zweitem Bass. Und nun?
Die einfachste Lösung wäre: eine Stimme singt nicht mit. Die Beste: Das Gewohnte loslassen, alles ein bisschen durcheinander bringen. Heute einmal bin ich nicht, was ich sonst immer bin. Werfen wir also einen Stein in den Teich, ohne genau vorherzusehen, welche Kreise das ziehen wird..
Für das Durcheinanderbringen gewohnter Männer(chor)-Rituale, so dachten wir uns im Chorverband Niedersachsen-Bremen, da eigne sich am besten eine Frau. Eine Chorleiterin musste her, möglichst eine mit professionell hoher Befähigung.
Wir fanden sie in Sylke Zimpel aus Dresden. Kennen gelernt hatten wir Sie als Komponistin, die sich der kleinen Form des Chorliedes und der Liedbearbeitung mit einer heutzutage eher selten anzutreffender künstlerischen Ernsthaftigkeit und Hingabe widmet. Mit ihren "Liedern vom Wegrand" errang sie einen Ersten Preis in der Kategorie "Frauenchor" beim CVNB-Kompositionswettbewerb des Jahres 2001. Später trafen wir sie wieder beim DSB-Symposion in Greifswald und in einem Erfurter "Salon" beim Chorleiter-Kongress 2005.
Ihre Arbeit mit Chorleitern des CVNB bestand in Lehrte zunächst darin, dass sie uns auf unbeabsichtigte Wirkungen von Dirigierbewegungen aufmerksam machte. Beispiel: Arme in Kopfhöhe -oder sogar darüber- mögen Spannung übertragen, sie suggerieren aber auch einen falschen, nämlich zu flachen Atem! Weniger, so lehrte sie uns, ist dann mehr, wenn es das Richtige ist. Anders als viele es gewohnt sind, geht sie von den körperlich-emotionalen Übertragungen beim Dirigieren aus. Den reinen Signalwirkungen einstudierter Gesten traut sie nur dann, wenn diese keine negativen Auswirkungen auf die körperliche Befindlichkeit haben können. Reduzierung, ja Minimierung des Bewegungsaufwandes heißt ihr Programm. Und das weckt durchaus den Widerstand derjenigen, die sich an dieser Stelle ihrer Routinen bewusst werden.Bringt sie durcheinander, wie produktiv!
Der zweite Teil unseres Fortbildungsangebotes stellte die im Männerchor unerfahrene Dresdnerin vor den von Hartmut Nemitz ehrgeizig und kompetent geleiteten, in der Substanz in jeder Hinsicht "normalen" Lehrter Männerchor. Und da geschah etwas, was wir bei unserem Experiment insgeheim gehofft hatten: das Singeverhalten der "gestandenen Männer" veränderte sich nämlich unter dem ebenso kompetenten wie weiblichen Einfluss Frau Zimpels auf höchst eindrucksvolle Weise: die Bereitschaft, sich Neuem zu öffnen stieg rapide. Und: ihre Sensibilität für Ausdrucksnuancen, die bei Leitern des gleichen Geschlechtes offensichtlich nicht oder nur beschränkt zugelassen werden kann, kam mit bis dahin nicht gekannter Leichtigkeit.
Hier kam auch die Komponistin Sylke Zimpel zum Zuge. Eine Zeitlang schon beschäftigt sie die Dreistimmigkeit bei Männerchören. Ihre Bearbeitung der Bonhoeffer-Vertonung "Von guten Mächten" hatte der Chor, davon angetan, von vornherein ins Repertoire genommen. Doch hatten andere Sätze von ihr, die H. Nemitz vorstudiert hatte, beträchtlichen Widerstand hervorgerufen. Der brach jetzt durch sie.
Die auch dadurch entstehende Nähe zwischen Chor und Leiterin wirkte sich am Ende erkennbar auch bei dieser aus. Beim abschließend gezeigten Dirigat von Chören aus dem Standard-Repertoire des Chores erlebten wir sie in einer so souveränen, gelösten und kreativ inspirierten Form, dass wir sie nun zu den Besten rechnen, die wir -jedenfalls, was den Männerchor betrifft- im DCV erlebt haben.
Eckhard Albrecht.
Dozentin: Sylke Zimpel, Dresdener Komponistin und Chorleiterin.
Themenschwerpunkt: Chorleitung Männerchöre.

Veranstaltungsort: Lehrte, Kurt-Hirschfeld-Forum, Burgdorfer
straße 16.
Es wirkte mit: der Lehrter Männerchor, Leitung Hartmut Nemitz.

Dozentin Sylke Zimpel

Silke Zimpel aus Dresden. Seminar der Musikerin und Chorleiterin, hier für Männerchöre: "Des Knaben Wunderarm".




Lehrter Männerchor

Lehrter Männerchor: Praktisches Beispiel für moderne Chorleitung im Männerchor.




Sylke Zimpel und der Lehrter Männerchor

Silke Zimpel und Lehrter Männerchor: Bei der Projektarbeit.




Sylke Zimpel zeigt Dirigiermuster

Sylke Zimpel engagiert. Falsche und richtigeDirigiertechniken am konkreten Beispiel überzeugten die Teilnehmer.

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Echo zum Seminar "Sing-she mir a Lidele in jidisch!"
 

07–09-01-05 Hildesheim

 
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